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Eine echte Elternzeit respektiert den Mutterschutz

  • Writer: David Stampfli
    David Stampfli
  • Jun 27
  • 2 min read

Die Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind in der Schweiz ungenügend. Gerade Familien mit kleinen Kindern sind im heutigen System extrem gefordert und bringen Kinderbetreuung und Erwerbsarbeit kaum unter einen Hut. Um dies zu ändern, müssen wir ganz am Anfang ansetzen – nämlich mit einer Elternzeit nach der Geburt des Kindes.

 

Viele andere europäische Länder kennen die Möglichkeit einer solchen bezahlten Auszeit von der Erwerbsarbeit nach der Geburt. Die Erfahrungen aus diesen Ländern zeigen, dass eine genügend lange Elternzeit die Beziehung zwischen Eltern und Kind stärkt, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessert und die Gleichstellung von Frau und Mann fördert. Es ist höchste Zeit, dass auch wir diesen Schritt machen und eine Elternzeit einführen.

 

Nach verschiedenen Anläufen in mehreren Kantonen hat das Anliegen unterdessen auch die eidgenössische Ebene erreicht. So verlangt die Familienzeitinitiative die Einführung einer Elternzeit von je 18 Wochen für beide Elternteile. Diese Elternzeit soll die bereits bestehenden Mutterschafts- und Vaterschaftsurlaube von 14 bzw. 2 Wochen ersetzen. Die Nationalratskommission für Soziale Sicherheit und Gesundheit (SGK-NR) möchte ihrerseits einfach die bestehenden Urlaube von Mutter und Vater zu einer Elternzeit von 16 Wochen zusammenfügen, wobei die Mutter einen Teil ihres Urlaubs an den Vater abtreten könnte.

 

Die 16 Wochen Elternzeit gemäss dem Vorschlag der SGK-NR sind einerseits viel zu kurz und es geht andererseits auf Kosten des Mutterschutzes. Schon die heutigen 14 Wochen Mutterschaftsurlaub sind aus gesundheitlicher Sicht zu wenig und müssten ausgebaut werden. Darüber hinaus bräuchte es endlich auch einen vorgeburtlichen Mutterschutz. Eine Verkürzung des bestehenden Mutterschutzes geht in die komplett falsche Richtung. Eine Elternzeit darf nicht auf Kosten der Gesundheit der Mutter gehen.

 

Die Familieninitiative geht mit total 36 Wochen Elternzeit deutlich weiter als der Vorschlag der SGK-NR. Indem die Initiant:innen gleich viele Wochen für beide Elternteile fordern, wollen sie die Väter mehr in die Verantwortung nehmen und gleichzeitig den Müttern den Wiedereinstieg in den Beruf erleichtern. Beide Anliegen sind absolut berechtigt, aber sie dürfen nicht auf Kosten des Mutterschutzes gehen. Indem Mütter und Väter genau gleich viele Wochen Elternzeit erhalten sollen, wird ausser Acht gelassen, dass die Schwangerschaft und die Geburt nur von der Mutter getragen werden.

 

Eine echte Elternzeit muss berücksichtigen, dass nur ein Elternteil erhebliche gesundheitliche Risiken trägt. Die Elternzeit darf den Mutterschaftsurlaub nicht ersetzen, sondern muss diesen ergänzen. Kommt eine Elternzeit zum bestehenden Mutterschaftsurlaub hinzu, ist eine paritätische Aufteilung durchaus richtig. So werden die einseitigen Rollenverteilungen von Müttern und Vätern viel eher überwunden. Und indem auch Väter länger zuhause bleiben, verbessern sich die Chancen von Müttern auf dem Arbeitsmarkt.

 

Fazit: Während der Vorschlag der SGK-NR den Namen Elternzeit nicht verdient, geht die Familieninitiative zumindest in die richtige Richtung. Für eine echte Elternzeit braucht es aber noch Verbesserungen. Ein allfälliger Gegenvorschlag müsste dem Mutterschutz ernsthaft Rechnung tragen. In einer Petition fordert deshalb die Eidgenössische Kommission dini Mueter (EKdM) die Bundesversammlung dazu auf, den Mutterschutz zu respektieren und eine faire Elternzeit einzuführen.

 
 
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Foto: GKB DV, 16.09.2023

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