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Vorfahrt für das Velo | BZ, 22.10.2014

Der Berner Gemeinderat hat eine Velooffensive angekündigt. Der Anteil der Radler soll markant steigen. Wie will man das erreichen? David Stampfli ist überzeugt: «Gäbe es von Ostermundigen und Köniz her besser ausgebaute und sicherere Velowege, könnte man Pendler zum Umsteigen bewegen.»

Beim Verein Pro Velo hätte man gerne konkrete Förderprojekte präsentiert bekommen. Daraus macht Präsident und SP-Stadtrat David Stampfli keinen Hehl. Pro Velo trage aber das Vorgehen des Gemeinderats grundsätzlich mit und begrüsse die Anstrengungen für den Veloverkehr. «Die Erfahrungen aus anderen Städten zeigen, dass man für gewisse Massnahmen zuerst den Boden ebnen muss.» Velo-kultur könne nicht verordnet oder an eine Fachstelle delegiert werden. Die Verwaltung für das Thema zu sensibilisieren, sei darum sicher der richtige Ansatz.

Aus Sicht von Pro Velo gäbe es durchaus Projekte, mit denen die Stadt bald loslegen könnte. Nach dem Nein zum Tram Region Bern müsste entlang der Linie 10 der Veloverkehr gefördert werden, findet Stampfli. Er ist überzeugt: «Gäbe es von Ostermundigen und Köniz her besser ausgebaute und sicherere Velowege, könnte man Pendler zum Umsteigen bewegen.» Velobahnen sind das Zauberwort: Direkt, schnell und sicher gelangt man auf diesen Verbindungen mit dem Fahrrad von A nach B. Zahlreiche Städte in Nordeuropa stellen den radelnden Pendlern ein Netz an Velobahnen zur Verfügung.

In der Schweiz stellen sich viele etwas Falsches darunter vor, hat Stampfli festgestellt: «Sie denken an eine breite Strasse, die den anderen Verkehrsteilnehmern zu viel Platz weg nimmt. In den meisten Fällen sind Velobahnen aber einfach bessere Radwege.» Als Beispiel nennt Stampfli den Veloweg zwischen Worblaufen, Tiefenau und Henkerbrünnli. Dieser ist breit genug, damit sich Velos überholen können, gut von der Strasse abgegrenzt, und Velos haben keine oder eigene Ampeln.

Hat die rot-grüne Mehrheit bei der Veloförderung zu wenig Tempo gemacht? Der Präsident von Pro Velo ist diplomatisch: «RGM hat den öffentlichen Verkehr stark gefördert. Das ist gut. Für das Velo wurde einiges gemacht. Aber es hätte mehr sein können.» Das sieht die Verkehrsdirektorin ähnlich. Für den ÖV habe die Stadt in den letzten 20 Jahren viel gemacht. Aber: Der Anteil Velofahrender sei im Vergleich mit anderen Städten durchschnittlich. Das Potenzial liege viel höher. Wenn man es ausschöpfen wolle, müsse man aber auch konsequent sein, findet David Stampfli. «Will Bern eine Velostadt sein, muss das Velo an erster Stelle stehen.» Der Platz in der Stadt sei beschränkt. Im Zweifelsfall müsse dem Velo Priorität eingeräumt werden. Das könne auch auf Kosten des ÖV oder des motorisierten Verkehrs gehen. «Es nützt allen, wenn in einer Stadt viel Velo gefahren wird.» Weniger Stau, weniger Lärm und bessere Luft seien die Nebeneffekte.

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